Eigentlich ist alles ganz einfach...

Eigentlich ist alles ganz einfach

Der Widerstand von vorletzter Woche – in Luft aufgelöst. Denn eigentlich ist alles ganz einfach. So, von hier aus betrachtet. Hier, das ist die Insel Ouessant. Die Insel der Frauen. Wild und sanft zugleich. Hier, das ist eine Klippe, auf der ich sitze und schreibe. Die Wellen rauschen unter mir, ein paar Segelboote schaukeln auf dem Meer und raue Felsen ragen aus den Tiefen. Der Wind zerzaust mir die Haare und ich frage mich, was die ganzen Widerstände in mir hervorgerufen hat. 

 

War es die Fee Morgane, die mich da besucht hat in ihrer Heimat Brocéliande? Die ja auch ihre Wut nicht unter Kontrolle hatte? Die auch mit Widerständen zu kämpfen hatte – innen wie außen?

 

Seejungfrauen-Geflüster

Hier auf Ouessant weht der Wind diese Gedanken fort und die Wellen waschen mich frei. Gestern fand ich meinen Seejungfrauenstrand wieder, den ich bei meinem ersten Aufenthalt hier als solchen getauft hatte. Sie schienen mir dort zuzuflüstern: sei weich, sei sanft, sei wunderbar wild und weiblich. Gib dich dem Spiel hin und denk nicht zu viel nach.

 

Hups, und das war 2015!

 

Deshalb: eigentlich ist alles ganz einfach. Nimm dich selbst ernst; ja, aber nicht die Kleinigkeiten des Alltags. Lass den Verstand nicht überdrehen in Gedankenkreiseln. Geh in den Körper, erde dich. Was fühlst du gerade? Was ist jetzt gerade? Nicht gestern und nicht morgen – jetzt.

 

Der Wind zerzaust meine Haare, die Wellen rauschen, mein Blick schweift über das große Blau vor mir, ein paar zarte Blumen wachsen neben mir in den Felsen und nichts ist wichtiger, als einfach nur hier zu sein.

 

Am Meer fällt es irgendwie leicht, Frau zu sein; mir zumindest. Vielleicht ist es das Fließende des Wassers, die Weite, oder auch das sanfte Seejungfrauen-Geflüster ;-).

 

Sie heißen hier übrigens Morganed oder Morganez. Morgan – die aus dem Meer Geborene.  

 

Schnittstellen zum Sein

Hast du auch so einen Ort? Eine Verbindung? Eine Schnittstelle zum Sein? Das würde mich interessieren.

 

Bei mir ist es Ouessant. Auch andere Orte: der Wald, ein Bach, der Vierwaldstätter See – Familiengeschichte. Aber Ouessant hat für mich am stärksten diese unglaubliche Kraft, in der ich mich sofort gehalten und genährt fühle; tief verwurzelt in dem Heideboden.

 

Und da tritt so manches in den Hintergrund, bekommt den Platz, der ihm eigentlich zusteht: nicht so wichtig. Das gilt für vieles, was sich im Alltag zwischen mich und den Moment stellt. Zwischen den Genuss des Augenblicks und meinem so Sein. Diese unzähligen Gedankenkreisel, To-Do-Listen und Überlegungen. Oft eher behindernd denn fördernd.

 

Manchmal eben auch Drachengekrächz, um das es ja ursprünglich auch ging bei diesem Coaching, wobei ich das glücklicherweise nicht mehr deutlich vernehme. Vielleicht waren diese aufreibenden Tage im März schon die Tage, in denen ich dem Drachen die Freiheit geschenkt habe – zumindest ein Stück weit.

 

Weiter, immer weiter

Dranbleiben. Weitermachen. Weitergehen. Auch so eine einfache und klare Weisheit, die den großen Unterschied macht. Dranbleiben auf dem Weg des Herzens. Es ist kein Geheimnis und keiner kann uns den eigenen Weg ins Glück durch dunkle Täler abnehmen. So lange wir dabei bleiben und uns in schwierigen Zeiten Unterstützung holen, geht es weiter zu uns Selbst, zum Moment, zur Präsenz. So lange wir gelernt haben, auf unser Herz und unsere Intuition zu hören oder eben nun lernen, darauf zu hören. Wenn wir diese feinen Stimmen vernehmen und es wagen, ihnen zu folgen, befinden wir uns auf dem richtigen Weg.  

 

Und was hat das alles jetzt mit dem Coaching zur Wildnatur zu tun? Mit der Wildnatur sehr viel, denn ich bin hier wirklich gut geerdet und bei mir. Präsent.

 

Auch das Coaching entwickelt sich weiter. Johanna hat intuitiv genau das Richtige für die Insel angeboten: eine geführte Meditation zur Weiblichkeit, zum Fühlen, zum Spüren im Körper. Diese Meditation mache ich jeden Morgen in meinem Weidengesteck und verbinde mich mit der Energie von Ouessant, mit den Seejungfrauen und Druidinnen, mit den Steinen und der Erde, mit den Wellen und den Felsen, mit Himmel und Erde, mit der Sonne, dem Mond und den Sternen.

 

Die Gedanken zum Kontakt und zu Kontaktstörungen sind eher in den Hintergrund getreten, aber deshalb nicht unbedingt unwichtiger geworden. Wie reagiere ich auf verschiedene Menschen und was macht mich frei und mutig; glücklich? Was wiederum macht mich eng und trotzig? Spannende Momente, denn Kontakte scheinen mir hier ebenso leicht zuzufallen wie die Leichtigkeit des (weiblichen) Seins. Aber auch hier gibt es ab und an noch die Wut. Morgane begleitet mich weiterhin. Nur ist auch sie so bezaubert von dieser Insel, dass sie ein wenig aufatmen kann ;-).

 

Der Transfer

Die Frage, die sich mir stellt: wie kann ich dieses Sein im Moment in meinen Alltag transferieren? Helfen da die Übungen aus dem Coaching? Sowohl die Energiewelle (Atemübung) als auch die Meditation sind für mich gute Hilfsmittel. Ab und an zurücktreten und überlegen, was in welchem Kontakt gerade passiert oder passiert ist – keine schlechte Idee. Toll wäre es, tatsächlich im Moment des Kontakts zu überprüfen, ob ich mein Gegenüber noch erreiche bzw. es mich. Bin ich noch im Moment? Im Hier und Jetzt?

 

Die To-Do-Listen sind wohl nicht zu vermeiden, aber des Gefühl der Übermacht darf gehen. Daran gebunden auch die Kontrolle, die das Sein im Jetzt und Hier verhindert, da sie nach hinten und vorne gerichtet ist. Sicherlich eine Aufgabe für die nächsten Wochen – mehr Souveränität über meine Zeitstrukturen.

 

Sage ich jetzt mal so. Hier, auf meinem Felsen über dem Meer. Die Wellen rauschen und der Wind zerzaust mir das Haar… Und irgendwo da unten zwinkert mir eine Seejungfrau zu, nickt zustimmend und taucht ab ins Spiel der Wellen. Ganz bestimmt!

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