Ausdehnung und Grenzen
Die letzten Jahre habe ich viel ausprobiert. Viel hinter mir gelassen. Losgelassen. Zuerst waren es ungesunde Gewohnheiten: zu viele Zigaretten, zu viel Kaffee, zu kohlenhydratreiches Essen, zu wenig Bewegung. Mithilfe von Tamara Ghiglieri, einer Heilerin und Schamanin, konnte ich 2012 vieles loslassen und mich in meinen alten Strukturen langsam neu ausrichten.
Nach zusätzlichen Ausbildungen in Wildnispädagogik und Natur-Coaching stand fest: um wirklich zu mir selbst zu finden und mein Geschenk in die Welt zu geben, muss ich noch viel mehr loslassen. Also ließ ich meine über 10-jährige Dozentinnentätigkeit und damit meine finanzielle Sicherheit hinter mir. Meinen Wohnort. Meine festen Strukturen. Meine liebgewonnenen kleinen Alltagsgewohnheiten. Nicht alle ;-).
Ich machte eine Auszeit und ging auf Wanderschaft
Mitten hinein in die Natur. Und ich wurde reich beschenkt mit der Schönheit, die mich umgab, mit Begegnungen, mit Geschichten.
Dennoch blieb eine Sehnsucht ungestillt. Die Sehnsucht nach jemanden, der das alles teilt, nach Begleitung, nach einem Gefährten für die streunende Wölfin. Nach jemandem, der mich begleitet und wahrnimmt, der Anteil nimmt.
Ich hatte zu Beginn eine Begleitung via Email, die wunderschön war - täglich ein bis zwei Emails, die Essenz meiner Erfahrungen an dem Tag, eine Art Tagebuch, das antwortet und Anteil nimmt. Irgendwann aber wurde es stiller. Das Tagebuch antwortete nicht mehr sofort, nach ein paar Stunden. Nach ein paar Tagen. Und ich wurde unruhig, unsicher. Alte Ängste regten sich.
So ungebunden ich mich von Ort zu Ort bewegte, so gebunden war ich doch auf mein Gegenüber gerichtet. Natürlich sind Bindungen wichtig und auch Nomaden brauchen eine Form von Bodenhaftung. Aber diese Gebundenheit hielt mich gefangen und diese Ängste waren alt. Sie passten überhaupt nicht zur Situation.
Der Drache setzt mit seinem Gekrächz an - nachts, wenn der Verstand schläft...
Das alles wusste ich und der Verstand arbeitete wunderbar dagegen an. Tagsüber. Nachts war es eine andere Geschichte... Da erwachte mein Drache und krächzte mir all die alten negativen Glaubenssätze ins Ohr, gegen die ich doch so sehr gearbeitet hatte. Jahrelang. Jahrzehntelang.
Klammeräffchen? Ich? Früher ja. Ich hatte es aber gelernt, diesen Reflex zu kontrollieren und ein gutes Stück weit abzugeben. Mein Klammeräffchen nehme ich mittlerweile auf die Schulter, wenn es sich regt - dort darf es in die Welt schauen und auch loslassen von alten Ängsten. Das funktioniert ganz gut.
Nein, es war eine Mischung aus alten Ängsten und Selbstzweifeln.
Aber auch einer ganz feinen, sehr treffsicheren Intuition - meiner Wildnatur, die sich da auch hineinmischte. Letztere eigentlich genau das, was ich suchte. Mein Gespür und meine Sinne zu schärfen, um auch die feinsten Nuancen mitzubekommen. Aber ich vertraute ihr nicht. So siegten die zermürbenden Ängste und Zweifel.
Und nun wieder eine wunderbare Begegnung. Der Zauber des Augenblicks. Dann ein seltsames Gefühl - irgendetwas stimmte nicht. Oder war es nur Einbildung? Da war es wieder, das Drachengekrächz, das mir schlaflose Nächte und einen dicken Klumpen in der Magengegend bescherte.
Die Intuition stimmte und die wunderbare Begegnung pausiert. Sie wird in einer anderen Form weitergehen. Die Wildnatur hat es gespürt und gewarnt. Das ist gut - die Verbindung funktioniert.
Die Knochen sortieren und den Drachen in seine Freiheit entlassen...
Aber das Drachengekrächz, das kommt aus alten Zeiten und ich möchte es nicht mehr hören. Ich möchte dem Drachen die Freiheit schenken. Ich möchte ihm den Harnisch ablegen, denn wir brauchen ihn beide nicht mehr. Er darf frei fliegen und ich hoffe, nach den sechs Wochen Coaching seinen wunderschönen klaren Gesang zu hören.
Und wie es der Zufall so will - die seltsamen Algorithmen von Facebook schickten mir nachts um 4:00 Uhr, als ich mich drehte und wendete, die Werbung von LaLoba Johanna Baumann. Die Wolfsfrau von Clarissa Pinkola Estés schätze ich sehr. Seit ein paar Jahren komme ich immer wieder darauf zurück und nehme Witterung auf mit meiner freien, sinnlichen Wildnatur.
Meine Wildnatur möchte sich weiter entwickeln. Vor allem aber mein Vertrauen in sie! Und so begebe ich mich ab Freitag auf den Weg der Wolfsfrau, um die Knochen meiner Vergangenheit liebevoll zu sortieren, vertrauensvoll in die Veränderung zu gehen, Altes zu entlassen, um Neues willkommen zu heißen. Die alten Muster, die mich in meiner freien Entwicklung hemmen, dürfen aufgelöst werden.
Dabei werde ich mich auch meinem Schmerz stellen - es ist an der Zeit.
Ich vertraue in den Prozess der Veränderung und ich bin sehr gespannt, was passieren wird.
Und wer weiß - vielleicht erblüht ja dann tatsächlich eine neue Verbindung. Eine, die ihre Magie hält und in der ich einfach sein kann; so zart und zerbrechlich, so stark und selbstbewusst, so sinnlich und weiblich wie die Wolfsfrau in mir.
Was dieser Blog möchte...
Ich bin selbst Coach. Ich begleite Menschen in ihren Prozessen und Übergängen. Ich weiß, dass so ein Weg nötig ist und dass wir ihn alle von Zeit zu Zeit gehen, denn Veränderung ist Leben, auch wenn sie manchmal anstrengend oder sogar schmerzhaft erscheint.
Ich möchte zeigen, dass wir für wirkliche und dauerhafte Veränderung auch allen Mut zusammen nehmen und uns unseren Ängsten stellen müssen. Der Prozess der Veränderung ist nicht unbedingt angenehm, aber genau das ist auch der Weg zur Erneuerung, zum Wachstum, zum Wandel, zur Erlösung.
Stelle ich mich nicht den Schatten, stehe ich auch nicht im Licht.
Auch ich habe meine Themen und bin nicht 'perfekt'. In diesen Zeiten der Transformation kann ich mich führen lassen, genauso wie ich andere Menschen in ihren Themen führen kann. Führen, ohne vorauszugehen wohlgemerkt, denn der Weg ist immer der eigene.
... und was er nicht ist.
Es wird hier keinen Seelen-Striptease geben. Meine zutiefst persönlichen inneren Prozesse sind eben genau das: persönlich. Sie bleiben bei mir. Die persönlichen Prozesse reflektiere und filtere ich, so dass der Prozess trotzdem nachvollziehbar bleibt. Alles andere wäre Unsinn.
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